Eigentlich war es für mich gar keine Frage, wem ich den allerersten Eintrag in meinem Blog widmen sollte. Das war selbstverständlich. Von Anfang an. Wenn ein Buch ein Erfolg wird, bekommt die Schriftstellerin jede Menge Aufmerksamkeit und Bewunderung. Ihr Verleger auch. Und ihr Graphiker. Ihr Agent. Der Buchhändler ihres Vertrauens. Viele Menschen, die zum Erfolg beigetragen haben. Aber wer bleibt vergessen? Unsichtbar in der zweiten Reihe? Genau. Die Familie der Schriftstellerin. Klingt seltsam, als wäre es auch eine Art… Beruf. Ist es nicht? Überlegt mal, sie sind immer da unabhängig von den Arbeitszeiten und Feiertagen. 24 Stunden pro Tag. 365 Tage pro Jahr. Sie beschweren sich nicht, sie verlangen keine Belohnung, nicht einmal einen bezahlten Urlaub. Sie sind einfach nur da!
Dabei hat man sie nicht einmal gefragt, ob sie bereit wären, die Familie einer Schriftstellerin zu werden. Man hat sie einfach so eines Tages vor die Tatsache gestellt. Und? Wie haben sie reagiert? Vielleicht so: „Ach, Mama hat ein Buch geschrieben? Schön! Und was gibt’s zum Abendessen?“ Nein, sie waren von der ersten Sekunde an mitgerissen! An Ort und Stelle begeistert. Voll mit dabei! Sie fieberten mit und feuerten mich an. Sie unterstützten und munterten mich auf. Und was mich am meisten beeindruckt – sie haben von Anfang an an mich geglaubt! Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, dass ich Bücher schreiben kann. Sie waren mein Fels in der Brandung. Nein, eher ein riesengroßer Meteorit, an den ich mich festankern konnte auf der Reise durch das Sonnensystem meiner Ideen und Gedanken.
Als eine Schriftstellerin bin ich diejenige, die im Vordergrund steht, ich kämpfe sozusagen an der vordersten Front, aber sie sind meine treue Versorgungseinheit, sie liefern, wenn etwas fehlt und reparieren, wenn etwas kaputtgeht und (um die Metapher zu vollenden) sie reichen mir die Patronen…, wenn die Tinte im Drucker alle ist!
Sie sind so hilfsbereit und motiviert, als würden sie dafür einst ausgebildet. Aber von wegen! Ich bin es, die 5 Jahre lang Germanistik studiert hat. Ich hatte genug Zeit, mich auf das alles vorzubereiten! Ich habe mir schon als ein kleines Kind selber gesagt: „Ich werde mal eine Schriftstellerin!“ Na gut, zuerst wollte ich eine Archäologin werden, das fiel aber aus wegen Stauballergie. Dann eine Astronautin – auch Fehlanzeige wegen Reisekrankheit. Aber dann ja – die Schriftstellerin. Das ist wie eine Archäologin und Astronautin im Paket – man fliegt jeden Tag ins All und entdeckt verschollene Zivilisationen… bloß im Kopf!
Und mein Mann? Hat er als ein kleiner Junge zu sich selber gesagt: „Wenn ich groß werde, werde ich mal eine Schriftstellerin heiraten?“ Von wegen! Er wollte eine Bäckerstochter haben! Wegen all den Kuchen, Mohnrollen und Apfelstrudeln… Und meine Tochter? Hat sie sich etwa vorgenommen, als Tochter einer Schriftstellerin zur Welt zu kommen? Auch nein. Augen auf bei der Elternwahl!
Sie beide hat es eiskalt erwischt – unvorbereitet. Wie ein Schlag aus dem heiteren Himmel. Und? Beschweren sie sich etwa? Nein. Sie sind einfach da. Geduldig, verständnisvoll und so hilfsbereit. Was wäre eine Schriftstellerin ohne ihre Familie? Ein Chaos aus Buchstaben. Die Familie ist meine persönliche Sonne, ein Superstern, sie hält das ganze System im Gleichgewicht und um sie herum rotiere ich umschwärmt von meinen Büchern, Ideen und Gedanken.